Pizza Analyse


Wie ich mich selbst in Konfliktsituationen besser verstehe!

Konflikte gehören zum Leben wie die Luft zum Atmen, sei es die Kollegin, die anderer Meinung ist, der unzufriedene Kunde oder der Projektleiter, dessen Verhalten aus meiner Sicht zu wünschen übriglässt. Während unser Atem fast unbemerkt, es sei denn bei verstopfter Nase, durch unseren Körper fließt, sind Konflikte häufig mit unangenehmen Gefühlen verbunden. Gerne gesellt sich auch Verwirrung verbunden mit der Frage, was ist denn eigentlich gerade passiert, dazu.


Habe ich Interesse an einer zukünftigen Beziehung mit dieser Person, dann will ich den Konflikt aus der Welt schaffen. Dies auf gute Art und Weise tun zu können, setzt voraus, dass ich mir selbst darüber im Klaren bin, was bei mir die belastenden Gefühle hervorruft. Dafür bietet sich die Pizza-Analyse an.


Pizza-Analyse in 4 Schritten zu mehr Klarheit in Konflikten

Dr. Maya Storch und Dr. Wolfgang Tschacher haben dazu an der Universität Zürich ein hilfreiches Vorgehen, die Pizza-Analyse, entwickelt, das sie in Ihrem Buch „Embodied Communication“ ausführlich beschreiben. Hier die Kurzanleitung.


Schritt 1 – Pizza-Affektbilanz

Wie stark belastet mich der Konflikt? Um dies festzustellen, nutze ich die Affektbilanz. Die Affektbilanz besteht aus zwei Skalen von 0 bis 100, eine für die positiven und eine für die negativen Affekte. Was das ist? Vereinfacht dargestellt ist ein Affekt eine körperliche Reaktion auf eine Situation, die sich innerhalb von 9 Millisekunden , also schneller als das bewusste Denken, einstellt. Spürbar z.B. als Druck im Magen, Kloß im Hals, angenehmes Kribbeln im Bauch, Lächeln usw.


Genauso schnell kann ein „Oh nein“, oder „Juchhu“ meinen Affekt ausdrücken. Da es sein kann, dass ich sowohl negative als auch positive Affekte zu einer Situation habe, werden beide abgefragt und daraus ergibt sich die Affektbilanz. So kann es sein, dass sich negative Affekte in Höhe von 70 oder 80 auf der Negativ-Skala zeigen, weil mich der Projektleiter gerade so richtig auf die Palme bringt; auf der Positiv-Skala eine 20 auftaucht, weil ich seine Fachkompetenz schätze. Insgesamt fällt die Affektbilanz allerdings negativ aus. Wozu ich das brauche? Um festzustellen, was sich durch die Pizza-Analyse bei mir emotional verändert.


Schritt 2 –Pizza-Belag untersuchen

Was ist alles auf der Pizza drauf? Tomatensugo, Champignons, Salami, Thunfisch, darüber zerlaufener Käse, etwas Rucola…Ziel dieses Schrittes ist es, alles, was bei mir dazu geführt hat, dass ich in diesem Schritt „so drauf bin, wie ich darauf bin“ zu benennen. Z..B. der Tonfall des Projektleiters, der mich an meinen Mathelehrer erinnert, genauso wie seine Unfähigkeit, klare Aussagen zu machen, die es mir nicht ermöglichen, meine Arbeit zu planen. Alles, was auftaucht auf Schnipsel zu schreiben, so dass sie sich auf der Pizza herumschieben, übereinanderlegen oder an andere Stellen legen lassen. Mit diesen nun bewusst gewordenen Elementen der eigenen Affektlage wird die Pizza neu belegt. Was liegt eher am Rand, was in der Mitte? Welche sind so wichtig, dass sie mehrfach oder größer auf die Pizza gehören. Welche gehören zusammen? Welche sind aber auch zu groß, weil sie weniger wichtig sind.


Sobald die Pizza neu belegt ist, frage ich mich: Welchen Unterschied nehme ich wahr, jetzt da die Pizza neu belegt ist? Lassen Sie sich überraschen!


Schritt 3 – Belag-Affektbilanz

Indem ich jetzt zügig für jeden einzelnen Teil des Belags eine Affektbilanz anfertige, bereite ich den Weg zur Lösung vor.

Über die jeweilige Affektbilanz kann ich erkennen, wie bedeutend einzelne Elemente für mich sind, um so überschaubarere Häppchen zu bekommen, für die ich im nächsten Schritt eine Lösung suche. Also der „Tonfall“ hat eine Affektbilanz von 40 negativ und 20 positiv, während das Element „unklare Aussagen“ bei 80 negativ und 0 positiv liegt.


Schritt 4 –Lösungsplanung

Gefragt sind jetzt Eigenverantwortung und die Klarheit über die eigenen Bedürfnisse.

Um diesen auf die Spur zu kommen, stelle ich mir die Fragen:

  • Welche Belagsteile auf meiner Pizza belasten mich am meisten?
  • Bei welchen Belagsteilen kann ich selbst etwas verändern, damit sie eine positive Auswirkung auf meine Affektbilanz haben (Minus runter, Plus hoch)?


So kann ich feststellen, dass mich der Tonfall zwar nervt, aber die unklaren Aussagen mich viel mehr belasten. Nun kann ich mir überlegen, was mir hilft, damit ich wegen des Tonfalls weniger genervt bin.


Meine Bedürfnisse nach Selbstbestimmung und Effektivität bei der Arbeit, die beide durch die unklaren Aussagen des Projektleiters eingeschränkt sind, kann ich durch gezielteres Nachfragen meinerseits unterstützen. Oder das Gespräch suchen und ihm durch eine „Ich-Botschaft“ verdeutlichen, wo bei mir der „Hase im Pfeffer“ liegt und gemeinsam nach einer Lösung suchen.


Probieren Sie es aus! Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, es lohnt sich!


Mit innerer Klarheit lässt sich gerade in schwierigen Situationen mehr erreichen.



Kategorie: Blogs von Ulrike Regenscheidt 26. März 2018

Autor: Ulrike Regenscheidt

http://www.consens-regenscheidt.de

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